Bemerkenswertes, Oktober-1
Politik
Zum bundesweiten “Bankenaktionstag” veranstaltete Attac Frankfurt eine Theater-Performance in der Innenstadt. Mit Schafsmasken und in weißen Anzügen zogen die Aktivistinnen und Aktivisten als “Opferlämmer” durch die Strassen. Auf Schildern und Transparenten wurde schlagwortartig benannt, was den Banken geopfert wird.
Eine “Financial Crimes“, die der FTD ähnelte kam unters Volk; der Fake, der an Aktionen der “YES MAN” mit der New York Times erinnert, ist auch im Web: hier.
In Berlin wurde gleich eine große Filiale der Deutschen Bank besetzt. Da hätte man bei uns in Frankfurt aber viel mehr Auswahl !
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Die gewohnten Herrschaften haben unwidersprochen das Sagen. Ein Meeting der Deutschen Bank AG in Berlin führte deren Herren mit ihren Aussendienstmitarbeitern zusammen, nämlich Bundestagsabgeordneten und Parteivertretern. Vergessen das Gewäsch von gestern, im Atrium der Deutschen Bank nahe dem Bundestag, diktierte man die Regeln: Sparen im Sozialetat ist angesagt, die Staatsknete ist ja verbraucht. Zum Beispiel zur Stützung der Deutschen Bank.
Wie man heute weiß, hat die Regierung bei HartzIV diese Richtlinien ordnungsgemäß erfüllt.
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Na gut, die SPD ist in der Opposition, jetzt wird sie einem “linken Block” zugeschlagen. Und die Umfragen geben ihr inzwischen ein paar Wahlprozentchen dazu, wie den alten Kumpels, den Grünen. Jetzt schimpfen sie sogar noch über Ungerechtigkeit. Haben selbst gar nix mit HartzIV zu tun, bringen Aufreger über niedrige Sätze.
Klappt aber noch nicht immer richtig bei den geschönten Wendehälsen Gabriel und Steinmeier, den Mitgliedern der rot-grünen Schröderregierung. Selbst Haupakteure der Einführung der Armendrangsalierung, möchten sie auch beim Immigranten-Bashing nicht hinten stehen. Wehe: falls diese Truppe wieder drankommt, erinnere man sich an Rot-Grün im letzten Jahrzehnt. Bei etwas Gedächtnis ist man dann wirklich abgeschreckt. Trotz Getöne auf dem Parteitag. So nicht!
Kultur
“Wir können nicht weiter über unsere Verhältnisse leben”, sagte der neue Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) am Ende der Kabinettssitzung – ein schwarz-grüner Senat, Vorbild für Deutschland, wie wir hier in Frankfurt. Ein trauriges Vorbild, das der grünen Basis zu denken geben sollte.
Hamburg schafft gerade seine Theater und Museen ab, Hauptsache der Staat ist nicht “überschuldet” und es kommt der gewerblichen Förderung nicht in die Quere.
Stadt
In der Plenarsitzung des Hess. Landtags wird in dieser Woche höchtswahrscheinlich der Teilverkauf vom Campus Bockenheim beschlossen, um die Finanzierung der “Stiftungsuniversität” auf dem Camps Westend zu sichern.
Nach den Plänen der Hess. Landesregierung soll das Studierendenhaus (KoZ, Festsaal, Trakt mit AStA-Räumen) auf dem Campus Bockenheim der Hochschule für Musik und darstellende Kunst übergeben und die bisherige öffentliche Nutzung aufgegeben werden. Dem Studentenwohnheim, der Uni-Kita, der Kirche am Campus droht der Abriss.
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Die Frankfurter Rundschau jubelt, sollen wir es im Angesicht solchen Geschehens auch? Es lebt sich einfach toll in Frankfurt und drum herum. Meint zumindest eine Umfrage im Rahmen der Hertie-Stiftung. Sogar Berlin muß dagegen hinten anstehen. Nur ein bißchen teuer hier, aber es geht ja hauptsächlich ums Städte-Ranking: kommt alle her ihr “Kreativen”. Was sind wir doch alle glücklich hier!
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Über 300 Teilnehmer_innen kamen am Wochenende zur Summer Factory des Instituts Solidarische Moderne nach Frankfurt, um in den 17 Workshops mit 70 Bildungsexpert_innen über bildungspolitische Probleme und Herausforderungen zu diskutieren und gemeinsam Kernthesen zu formulieren.
Zum Kampf der Mainstream-Presse gegen das Institut lese man hier. Jedes noch so kleine Abdriften wird dort sofort aggressiv angegriffen.
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Der Film “Water makes money” ist angelaufen. Er zeigt, wie man aus der öffentlichen Wasserversorgung in PPP-Projekten richtig Geld kassieren kann: von allen Bewohnern möglichst viel in wenige private Taschen.
In Frankfurt hat es kein Kino geschafft, beim Start letzte Woche mitzumachen. Wir fühlen uns vermutlich hier zu toll für sowas. Aber das wird nachgeholt: am 13. 10. wird der Film vom Kino Naxos-Halle (im Depot 1899) gezeigt.
Web
Spät und in Berlin: Am 30. September und 1. Oktober 2010 geht „Verwaltung trifft Social Media“ in die 2. Runde und läd Experten und Interessierte aus Politik, Verwaltung, NGOs, Wissenschaft und Wirtschaft zum Government 2.0 Camp 2010 nach Berlin ein. Unter dem Motto „Lernen aus der Praxis: Neuland Web 2.0“ wollen sie in diesem Jahr noch näher an die Praxis ran und dazu nicht nur deutsche und internationalen Best Practice Projekte, Ideen und Tools für Kommunen, Länder und Bund zeigen sondern auch konkrete Anwendungsideen mit Politik und Verwaltung entwickeln und diskutieren.
Gestiftet ist es aber von Bertelsmann: so sollte man die Diskussionen, die es sicher auch als Stream gibt, aufmerksam und vorsichtig verfolgen. Zum Hintergrund lese man den interessanten Artikel: “Die partizipative Avantgarde”
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Passend zu unserer kleinen Serie “Digitale Kriege“: Die USA wollen Internet-Firmen dazu zwingen, eine Hintertür in ihre Dienste einzubauen – die Behörden das Mitlesen ermöglicht. Die Ikone der demokratischen “Liberalen”, Obama möchte möglichst alle Web-User der Welt abhören können. Natürlich hält sie auch Verschlüsselung davon nicht ab. Facebook ist ebenfalles eine gute Quelle.
“Er bringt das Verhältnis von Sicherheit und Privatsphäre völlig aus dem Gleichgewicht”, sagt Rüdiger Spies, IT-Experte beim Marktforscher IDC und seit 25 Jahren Beobachter der Branche. “Schon heute ist es möglich, Telefongespräche über das Internet mittels Sprache-zu-Text-Software zu transkribieren und diese Transkripte durch Filter laufen zu lassen, die sie auf verdächtige Formulierungen scannen. Wäre es künftig legal, auch verschlüsselte Gespräche und Chats so zu scannen, würde ein Großteil der über das Internet geführten Kommunikation künftig abgehört. Verkürzt gesagt: Obama versucht, die Welt abzuhören.”(Spiegel)
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Es lässt sich ja einiges denken über Web-Strategien, die Deutsche Bahn jedefalls fährt eine plumpe: um im Meinungskampf des Social Webs bestehen zu können, hat sie einfach Marketing-Agenturen engagiert, die ihre Meinung zu Stuttgart21 im Web vertreten können. Natürlich posten die nicht als DB, sondern als “Befürworter“. Was muß man doch alles so treiben, um ein Unternehmen im Sinne der Märkte profitabel zu machen.