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Wem gehört die Stadt – eine erneute “Diskussion”?

Von Trickster am 27.05.2011 in Erkunden Initiativen Lokal Regieren Lokale Berichte Politik-Formen Stadt-Formen

Ein Abend mit den Stadt-Gewaltigen zum Campus Bockenheim im Rundschauhaus in Sachsenhausen.

Nein, Frau Michels, und wenn sie noch so sehr um Harmonie bemüht sind, da war nix von inhaltlichem Entgegenkommen. Herr Junker von der AGB und Dame Roth sprachen Einladungen aus, sieht man jedoch genau hin, ist das so wie der Amerikaner, der mir auf dem Flughafen begegnet und dann sagt: „wenn du mal in New York bist, komm vorbei.“ Wehe, wenn ich das dann mache, er ist entsetzt über so viel ungebührliches Betragen. Ausserdem geht es nicht darum, einfach mal nett zu sein zueinander und schon öffnet sich die schöne neue Welt

Da verfälscht der gängige Journalismus aus bester Absicht, doch schon Lichtenberg meinte, dass es unmöglich ist, die „Fackel der Wahrheit“ durch eine Menschenmenge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen. Nach so einer Schmonzette wollen wir hier erstmal die breiigen Äusserungen von Dame Roth und ihrem Vasall Junker in Klartext bringen:

BILD0586

Klartext

Diese Stadtregierung und insbesondere Dame Roth und ihr getreuer Frank Junker, ist gewillt, dieses IHR Projekt durchzuziehen, mit allem Glanz und aller Gloria zur Verewigung ihres gestalterischen Ruhmes.

- das Beharren auf den nun mal eingeschlagenen administrativen Weg heißt nichts anderes als dass das Verfahren bereits beschlossen und besiegelt ist. Kosmetik ändert daran überhaupt nichts;

- dass es einen Anteil „geförderten“ Wohnraumes geben soll, heißt dass im Zuge des Projektes einige Quadratmeter ausgewiesen werden müssen. Damit zu verbinden, dies geschehe auf dem Campus Roth, ist einfältig, die können am Ben-Gurion-Ring ebenso entstehen. Und das wäre nicht das erste Mal;

- dass „Menschen gefördert und nicht Gebäude (Junker)“ heißt, irgendwann feststellen zu müssen, dass auch mit Wohngeld diese Mieten nicht zu bezahlen sind. Es heißt auch, dass um Himmels willen nicht in die Preisvorstellungen der Makler- und Eigentümerszene eingegriffen werden darf;

- dass sich diese Stadtregierung ein Refinanzierungsgebot gegeben hat, schließt jedwede Selbstverwaltung, jede offene Nutzung aus. Bedürfnisse, die damit befriedigt werden könnten, bleiben dem Primat neoliberaler Ökonomie unterworfen;

- dass Dame Roth von „Führungsgruppen“ daher bramabassiert, zeigt wie stark sie den elitären Vorstellungen verhaftet ist und ihr populäres Geschwätz geheuchelt. Ihr Ausdruck dabei belegt, welch Gräuel ihr dies verursacht.

Zusammenfassung des Abends

Kurz: es passt der Dame nicht, es stört einfach nur. Hervorstechend mit welcher Kühle ihren Einlassungen begegnet wurde. Nachdem die geplante nette und PR-trächtige Talk-Show ins Wasser gefallen ist, sind solche Veranstaltungen in ihren Augen schlicht überflüssig, das zeigt ihre offene Aggressivität, ihre Arroganz, mit der die Großfürstin und ihr Vasall in die Runde traten.

Billige Jovialitäten

Huldvoll wurden hier Audienzen offeriert: „Kommen Sie vorbei, meine Tür steht jedem jederzeit offen.“ „Kommen Sie vorbei, dann tuschen wir Informationen aus.“ Ähnliches Geschwafel die ganze Zeit, dabei immer darauf hinweisend, dass Planung anders vor sich gehe und dies akzeptiert werden muss. Inhaltlich öde Leere. Die Großfürstin ist bereit, sich die Sorgen ihrer Untertan_innen anzutun (pardon: Ihrer Wähler_innen). Passend dazu wird darauf hingewiesen, dass im Koalitionsvertrag die Marschroute bereits festgelegt ist. Die billige Anbiederei vorgetragen mit dem natürlichen leichten Ekel des Aristokraten vor den Vorstellungen des Plebs menschelt denn auch nicht genug, um Beifall auszulösen.

In der Sache – Doppel-Null

Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass die neo-feudale Elite dieser Stadt nur dann bereit ist, überhaupt einmal ein Zipfelchen offen zu legen, wenn sie andernfalls befürchten muss, Stimmen zu verlieren (und zwar an den ebenso neoliberal gestrickten Koalitionspartner). Ein offenes Haus der Kulturen braucht eine „Führungsgruppe“. Der Rektor der Musikhochschule machte sein Verständnis denn auch erfreulicherweise klar, und zwar indem was er nicht zur Kultur rechnet, für ihn erschöpft sich das auf „Ensemble moderne, Forsythe“ und ähnliche globale Player.

Zum – unguten – Schluss

Dame Roth will unbedingt ihr Denkmal und sie hat nur noch zwei Jährchen im Amt. Es ist ihr lästig, sich einerseits mit „Bürgern“ herumschlagen zu müssen, andererseits ihre „humanistischen“ Ideale gegen die eigenen ultra-neo-liberalen durchzusetzen. Schon deshalb: keine Illusionen. Die vielen Initiativen, die immer in der Hoffnung auf Entgegenkommen in ihren Zimmern vor sich hin planen, werden erkennen müssen, dass ihnen ein geneigtes Ohr gewährt wird und sie sich doch die Geschichte von aussen ansehen dürfen. Roth und Junker sind die Protagonisten der „unternehmerischen Stadt“ in jeder Hinsicht und ein bisschen Palaver wird daran wenig ändern. Sie darüber zähmen zu wollen, ist schlichtweg einfältig.

Ein selbtverwaltetes Haus der Kulturen wird es nur geben, wenn es einfach geschaffen wird. Sogar weitere öffentliche Diskussionen sind nur dann wahrscheinlich, wenn der nächste „Eklat“ ins Haus steht.

Also: seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche. Und gehen daran die Voraussetzungen dafür herzustellen.

Wem gehört die Stadt – eine erneute “Diskussion”?

Klartext

Zusammenfassung des Abends

Billige Jovialitäten

In der Sache – Doppel-Null

Zum – unguten – Schluss

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