Kafka strikes back: The BirdBase
Die Geschichte mit einer “DasSchloss”-Ausgabe voller Tippfehler und mit unklarer (EU)-Finanzierung hat ihre Kulmination erreicht: Kafka wird gehackt. Oder Kafka hackt uns. Oder so zumindest sieht die Webseite des Gehlen&Schulz-Verlages, wenn man sie jetzt öffnet:
Der Link führt auf die Facebook-Seite der ominösen Gruppe The BirdBase mit dem folgenden Manifest:
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Und sogar die selbst ist abgebildet:
Und Making-Of:
Genau wie vermutet: die ganze Aktion (angefangen von der fingierten Verlags-Seite bis hin zum bundesweiten Versand) ist eine virale politisch-gesellschaftliche Persiflage. Man hat mal wieder, ohne richtig nachforschen zu wollen, zugegriffen, und sich in eigenen Empörungen verfangen. Denn zwar ist der Verlag ein Fake, doch die Schippe, die Schippe ist völlig echt, auf die man die Öffentlichkeit und die Medien genommen hat.
Nur eine Frage ist noch offen: worüber soll man nachdenken? Worüber muss man sprechen? Worüber soll man nicht schweigen? Steckt eine Ideologie dahinter oder ist es eine Art Impuls, die Augen aufzumachen und die Wirklichkeit von einer Meta-Perspektive zu beobachten?
Nicht, dass es so wird, wie M.A. Numminen einst Wittgenstein gesungen hat:
Ich bin gespannt, in welche Richtung das führt.
UPDATE.
Wie es sich herausstellt, ist das mangelhafte Bildungs- und Schulsystem in Österreich das Ziel der Kritik, die The Birdbase ausübt (s. DerStandard.at).
Oder wie The Birdbase auf ihrer Facebook-Seite selbst konkretisiert:
Mit der Aktion wurde also das Problem nicht nur angesprochen, sondern auch bestätigt:
Die Medien interessieren sich dafür, dass die EU Geld verschwendet, nicht aber für das niedrige Bildungsniveau.
Es scheint aber auch, dass mit dieser Aktion weitaus mehr erreicht wurde, als geplannnt, und das ist gut so. Nicht nur das Bildungssystem ist mangelhaft, nicht nur die Medien sind engstirnig, sondern die ganze Gesellschaft scheint auf einer ganz schiefen Spur zu fahren in Richtung einer bierernsten Naivität in Bezug auf die Medien einerseits, andererseits aber mit der erstaunlichen Affinität für das sich Empören, wenn’s sich herausstellen sollte, dass man an der Nase herumgeführt wurde. Post-Spiessertum.