Mieten in Frankfurt: immer schneller immer höher? Lieber weniger!
Einst war es sozialer Wohnungsbau, heute geht es bloß um die Höhe der Mietsteigerungen – in Frankfurt gibt es einen kleinen schwarz-grün-roten Parteienstreit über den Immobilienmarkt
Frankfurt nimmt eine Spitzenposition in Deutschland ein, und zwar besonders bei den Mietpreisen für ihre Einwohnerschaft. Wie bei den meisten Wirtschaftsnachrichten und -zahlen verbirgt sich dahinter ein anderer Sachverhalt: diese Spitzenposition hat für einige erhebliche Vorteile, für viele aber Nachteile. Da in der Stadt am Main Spitzenpreise für Immobilien und Mieten erzielt werden, geht es für viele sogar um ihre Existenzbedingungen, denn dazu gehört das Wohnen.
Seit Jahren übertreffen die Mietsteigerungen auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt die Inflationsrate und die Entwicklung der Durchschnittseinkommen bei weitem. Die “Beschränkung” von Mietpreiserhöhungen für Bestandswohnungen ist auf 20 Prozent in 3 Jahren fixiert, mithin knapp 7 Prozent im Jahr. Bei einer gegenwärtigen Inflationsrate von gut einem Prozent ergibt sich auf diesem Hintergrund eine jährliche Gewinnsteigerung von 6 Prozent, und zwar ohne Anspruch an Verbesserungen der Wohnungsausstattung.
Die “freien Märkte” für bewohnte Immobilien, die sich in Mietwohnungen und Eigentumswohnungen teilen, betreffen aber nicht nur Preisänderungen für Bestandswohnungen, sondern auch Neubauten, respektive Erstvermietungen. Für diese gilt die Begrenzung auf 20 Prozent überhaupt nicht. Und wenn wundert es: die Mietpreise für diese Wohnungen gehen immer weiter durch die Decke, und sie bauen eine Säule des gegenwärtigen “Betongoldes“.

Goldschöpfung: Europaviertel
Eine besondere Rolle auf dem Immobilienmarkt spielen Firmen aus dem ehemaligen Bestand des kommunalen Wohnungsbaus, in Frankfurt die “ABG“. Sie stammen aus den Zeiten, als in Deutschland eine kommunale Verpflichtung zur Bereitstellung günstiger Wohnungen für die “einkommensschwache” Bevölkerung tatsächlich noch Konsens war.
Dieser Konsens ist im Lande der Wirtschaftserfolge längst vorbei, aus dem kommunalen Wohnungsbau wurde ein wichtiger ökonomischer Spieler konstruiert, als dessen erste Aufgabe Stadtpolitik und Unternehmen die Erwirtschaftung von Gewinn deklarierten. Die meisten Einheiten des kommunalen Eigentums an sozialem Wohnungsbaus in Frankfurt wurden der ABG zugeschlagen, die als quasi-privates Unternehmen allein 50.000 Wohnungen vor Ort besitzt, und seit Jahren einen Gewinn von gut 50 Millionen Euro jährlich erwirtschaftet. Das sind bezogen auf jede Mietwohnung schlicht 1.000 Euro im Jahr.